Das Kleine Arschloch Und Der Alte Sack Filmtipp

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Es ist ein Tag, wie er strahlender kaum sein könnte. Die Sonne lacht vom Himmel, der Wind säuselt um Bäume und Häuser, kleine Wolken ziehen wie Wattebäuschchen durch das Blau, und die Flugenten ziehen gemächlich ihre Bahnen durch die Lüfte. Fast alle Flugenten wenigstens – wenn man von der einen absieht, die mit ihrer panischen Flugangst und dem ständigen Gebabbel ihren Begleiter fast in den Wahnsinn treibt.

So wie die Ente, die im festen Glauben durch die Lüfte flattert, jeder Flügelschlag könnte der letzte vor einem blutig-qualvollen Tod sein, kann auch Peppi diesen sonnigen Tag nicht so richtig genießen: Der Hund von Frau Mövenpick erwacht schweißgebadet aus einem Albtraum, in dem ihm eine kleine, dickliche und besonders fiese Ausgabe von Darth Vader das Leben zur Hölle gemacht hat. Das Aufwachen ist allerdings ebenso wenig erfreulich für den braven Hund: Das Kleine Arschloch – das übrigens eine frappierende Ähnlichkeit mit Peppis Albtraum-Vader aufweist – will Gassi gehen. Allerdings kommt es nicht zu dem Spaziergang. Das Kleine Arschloch findet Peppis Frauchen leblos im Wohnzimmer vor…

Über Langeweile braucht sich bei der Beerdigung von Frau Mövenpick niemand zu beschweren – erst stört der Alte Sack, der Großvater des Kleinen Arschlochs, am offenen Grab lauthals die Trauerpredigt, weil sein Urinbeutel beinahe überläuft, und dann hält das Kleine Arschloch beim Leichenschmaus eine launige Ansprache, in der ein epileptischer Anfall, übermäßiger Alkoholgenuss und versuchte Sodomie eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Kein Wunder, dass der Lümmel achtkantig aus der Gaststätte geworfen wird – was ihn freilich nicht davon abhält, in der nahe gelegenen Kirche beim Pfarrer erstmal die feinen Unterschiede zwischen Katholizismus und Satanismus und zwischen Juden und Luden zu erörtern. In all dem Trubel merken weder das Kleine Arschloch noch seine Eltern, dass der Alte Sack spurlos verschwunden ist. Der ist nämlich rückwärts in einen offenen Sarg gekippt, als er sich beleidigt vom Ort des Geschehens zurück ziehen wollte.

Erst auf der Heimfahrt – der Vater des Kleinen Arschlochs überlegt gerade, wie er seine Sohn am wirkungsvollsten foltern und entsorgen könnte – fällt das Fehlen des Alten Sacks auf. Die prompte Suche auf dem Friedhof – die aus der Luft von zwei ziemlich seltsamen Flugenten beobachtet wird – bleibt erfolglos. Und während die Eltern sich schon die ersten Gedanken machen, wie sie ihr Erbe nun auf den Kopf hauen können, schwört das Kleine Arschloch, dass es nicht eher ruhen will, bis es den Alten Sack wieder in den Kreis seiner Lieben zurück gebracht hat. Die Eltern ahnen nicht, wie ernst es ihrem Sohn mit diesem Schwur ist…

Der Alte Sack klopft derweil heftig an den zugeklappten Sargdeckel und meckert was das Zeug hält. Schließlich muss er dringend pinkeln, und nach Hause zu fahren wäre auch mal eine gute Idee. Allerdings hört niemand sein Rufen und Klopfen – erst Recht nicht, als sich der Sarg wie von Geisterhand bewegt und wie auf einer Hydraulik abwärts fährt. Es folgt eine scheinbar endlose Achterbahnfahrt ins Innere der Erde – an deren Ende der Alte Sack nicht nur pinkeln, sondern auch noch kotzen muss. Als er sich endlich aus dem Sarg erheben kann, sind seine menschlichen Bedürfnisse jedoch wie weggeblasen. Ein kleiner, dicklicher gehörnter Kerl, der sich als Satan vorstellt und eine frappierende Ähnlichkeit mit dem Kleinen Arschloch hat, kann ihn aufklären: Der Alte Sack ist in der Hölle. Er ist nämlich tot. Und Tote pinkeln nicht.

Dem ersten Schock folgt eine freudige Überraschung für den Alten Sack: Als Toter kann er laufen und tanzen wie ein junger Hüpfer – und auf einmal ist er auch noch mit stattlichen (und vor allem: funktionierenden!) 30 Zentimetern bestückt. Der erste Eindruck der Hölle ist also gar nicht mal so schlecht. Und als Satan von der angenehmen Temperatur von durchgehend 24 Grad erzählt und von den 10.000 nymphomanischen Krankenschwestern, die in der Dampfsauna warten, findet der Alte Sack: Sterben ist doch gar nicht so scheiße.

Derweil arbeitet das Kleine Arschloch fieberhaft: Er will einen neuen Alten Sack klonen. Das genetische Material – Urinprobe, Fußnägel, Sackhaare und eingetrocknete Blutreste – hat er in Großvaters Zimmer sicherstellen können. Nachdem das Kleine Arschloch einen DNA-Cocktail gemixt hat, steht der erste Test auf seinem Plan – Peppi ist bereits an einen Stuhl gefesselt, und die Injektion mit der brisanten medizinischen Mixtur wartet ebenso wie – aus unerfindlichen wissenschaftlichen Gründen – eine Autobatterie. Gut, dass in diesem Augenblick die ersten Miet-Interessenten für die kürzlich frei gewordene Wohnung von Frau Mövenpick vor der Tür stehen.

Während das Kleine Arschloch ein schwules Pärchen durch die Räume führt und den beiden konsternierten Männern praktische Tipps für Natursekt- und Analspiele im Badezimmer gibt, kann sich Peppi befreien. Allerdings scheitert seine Flucht ins Abwassersystem der Stadt ziemlich schnell: Japsend taucht Peppi wieder in der Kloschüssel des Kleinen Arschlochs auf. Und die Autobatterie wartet noch…

In der Zwischenzeit genießt der Alte Sack zusammen mit Satan das dolce vita in der Hölle. Stattliche fünf Millionen TV-Sender (geschätzt), darunter etliche intergalaktische Pornokanäle, sorgen für Kurzweil, und die Bekanntschaft der 10.000 nymphomanischen Krankenschwestern hat der Alte Sack auch schon gemacht. Sein irdisches Dasein vermisst er überhaupt nicht, geschweige denn seine Familie – ganz im Gegensatz zu seinem Enkel: Der malträtiert Peppi mit einer schier endlosen Diashow von Ausflügen, die er mit dem Alten Sack unternommen hat – nach Wuppertal, ins Braunkohle-Anbaugebiet von Kerpen-Gürzenicht und in eine Tropfsteinhöhle im Sauerland. Und da wäre noch die fotografische Dokumentation des ersten Samenergusses des Kleinen Arschlochs, an der Peppi ebenso wenig Interesse zeigt wie an den Ausflugfotos… Bevor der gequälte Vierbeiner jedoch einen „Uhrwerk Orange“-Moment erlebt, rettet die Mutter den Hund, indem sie ihren Sohn nachdrücklich zum Müllrausbringen abkommandiert. Peppi nutzt die Gunst des Moments und wagt erneut die Flucht – diesmal im Abfalleimer. Das stellt sich angesichts der Müllpresse, die in dem Abfuhrwagen installiert ist, wiederum als ziemlich dämliche Idee heraus…

Das Kleine Arschloch hat mittlerweile seine Klon-Versuche aufgegeben. Mit Hilfe von Schwarzer Magie will er seinen Großvater jetzt wieder zum Leben erwecken. Dass der es sich höchst fidel in der Hölle gut gehen lässt, kann sein Enkel ja nicht ahnen. Allerdings braucht das Kleine Arschloch für eine zünftige Schwarze Messe auch ein Blutopfer. Wo ist eigentlich Peppi? Der hat sich in der Zwischenzeit von seinem Ausflug in den Müllwagen erholt und versucht, mit einem heliumgefüllten Luftballon seinem Peiniger zu entkommen. Bei seinem Flug kreuzt er die Flugbahn von zwei dauerquatschenden, seltsamen Enten, von denen eine die brutalsten Todesszenarien für Vögel entwirft. Und während die Ente von Flugzeugtriebwerken faselt, in denen Vögel geschreddert werden, steigt Peppi immer höher und höher – bis sich eine Luke öffnet und sich der geschundene Hund im Inneren eines Raumschiffs wieder findet. Die beiden hässlichen Aliens haben einiges mit ihrem irdischen Versuchskaninchen vor. Eine Paarung mit einem sexuell ausgehungerten Haarigen Wurstgurgler vom Planeten Knarxx zum Beispiel…

Nach den sexuellen Experimenten haben die etwas bräsigen Außerirdischen allerdings keinen blassen Schimmer, was sie mit ihrem „Gast“ noch so anfangen können. Also werfen sie Peppi kurzerhand wieder aus ihrem Raumschiff. In hohem Bogen landet er kopfüber in einem Schornstein, rutscht durch den Schacht bis in den Kamin eines Wohnzimmers – und steht wieder vor dem Kleinen Arschloch. Das hat sich bereits seine Kutte über geworfen (was irgendwie ein bisschen schwul aussieht…) und ist bereit, durch ein Tieropfer an den Leibhaftigen seinen Großvater aus den Klauen der Hölle zu befreien.

Und während das Kleine Arschloch auf dem Friedhof seine Schwarze Messe vorbereitet (nicht ohne vorher beim Pfarrer die Beichte über eine Todsünde abgelegt zu haben: Das Kleine Arschloch hat schließlich gefurzt) und das Messer wetzt, mit dem es Peppi das Herz aus dem Leib schneiden will, entwickeln sich die Dinge in der Hölle ganz anders, als der Alte Sack erwartet hat. Wird er am Ende etwa doch wieder unter den Lebenden weilen? Kann Peppi dem Messer des Kleinen Arschlochs entkommen? Warum läuft im Bordprogramm eines Urlaubsfliegers „Fick und Fotzi, die beiden lesbischen Stewardessen im Bumsbomber nach Bangkok“? Und gibt es auf der Flughöhe von Enten wirklich keine Flugzeugtriebwerke, die Vögel in kleine Teile schreddern können…?

Produktionsnotizen

Eigentlich war es schon lange beschlossene Sache. Nach dem Erfolg von „Kleines Arschloch“ (1996) – über drei Millionen Zuschauern inklusive Goldener Leinwand (Regisseur Michael Schaack: „Das ist etwas, wovon man ständig träumt und was nur selten in Erfüllung geht.“) – sollte möglichst schnell ein zweiter Kinofilm über den respektlosen Rüpel und seinen knarzigen Großvater, den Alten Sack, produziert werden. Allerdings rechneten weder der Regisseur Schaack und der Autor Walter Moers noch die Senator Film Produktion mit dem fast zehn Jahre währenden Hindernislauf, den sie hinter sich bringen mussten, bevor das Kleine Arschloch erneut die Leinwände stürmen konnte.

Ein Problem, vor dem die Filmemacher standen war zunächst, dass ein Konzept für ein Drehbuch fehlte. Denn als sich die Pläne der Produktionsfirmen für einen zweiten Teil konkretisierten, konnte sich Moers nicht dem Film widmen, weil er mitten in der Arbeit für seinen ersten großen Roman „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ steckte. Während der geistige Vater des Kleinen Arschlochs als Fantasy-Schriftsteller reüssierte, legten andere Autoren diverse Drehbuchfassungen vor. Allein: Die fanden nicht Moers’ Gnade. „Was, im Nachhinein betrachtet, durchaus berechtigt war“, meint Michael Schaack. „Schließlich ist der Humor von Walter Moers nicht umsonst einmalig, das kann man einfach schlecht von jemand anderem schreiben lassen.“

Doch nachdem Walter Moers die Arbeit an seinem Roman beendet hatte, platzte ein Gordischer Knoten: Moers hatte ein Zeitfenster von drei Monaten und, ganz Mann der Tat, packe die Gelegenheit beim Schopf. In diesen drei Monaten schrieb er ein grandioses Skript in typischer Moers-Qualität. „Innerhalb der langen, fast zehnjährigen Vorgeschichte von DAS KLEINE ARSCHLOCH UND DER ALTE SACK – STERBEN IST SCHEISSE war das der glücklichste Moment“, erinnert sich Schaack. „Als dieser Gordische Knoten platzte und Walter Moers sagte: Jetzt habe ich Zeit und Lust.“

Dann, als die Produktion im Jahr 2002 bereits in den Startlöchern stand, tat sich unvermutet ein weiteres, massives Problem auf: die Finanzierung. Erst als die Mitteldeutsche Medienförderung MDM, die Filmförderungsanstalt FFA und das Medienboard Berlin-Brandenburg einsprangen, konnte die Produktion starten. Kurzerhand verlegte die Hamburger Trickompany große Teile der Produktion in das Trickfilmstudio MotionWorks GmbH nach Halle – davor mussten allerdings erstmal eine funktionierende Infra- und Kommunikationsstruktur zwischen Hamburg und Halle aufgebaut werden.

Dann waren alle Hürden überwunden, und Mitte 2005 – neun Jahre nach der Produktion von „Kleines Arschloch“ fiel endlich der Startschuss für DAS KLEINE ARSCHLOCH UND DER ALTE SACK – STERBEN IST SCHEISSE. Von Anfang an war Schaack, seinem Co-Regisseur Konrad Weise und den anderen künstlerischen Leitern klar, dass das Besondere des Films nicht in einer ausgefeilten Animation, sondern im unvergleichlichen Sprachwitz von Walter Moers bestehen musste. Darum wurden die Synchronsprecher sehr sorgfältig ausgewählt und besonderes Augenmerk auf die Sprachaufnahmen gelegt. Michael Schaack: „Ein besonderer Verdienst dabei gebührt natürlich Helge Schneider – der kam bei den Aufnahmen für den Alten Sack auch gleich auf die Idee, die Musik zum Film zu komponieren. Sowohl seine Sprachaufnahmen als auch seine Musik glänzen mit dem Schneider-typischen, sparsam eingesetzten Witz.“

Schaack und Schneider setzten voll und ganz auf Schneiders einzigartigen musikalischen Stil – trotz zahlreicher Bedenken. „Die leicht swingende Jazzmusik von Helge Schneider passt wunderbar zu den teils doch relativ drastischen Texten“, findet Michael Schaack. „Helges Musik macht das Böse ein bisschen leichter und sorgt zwischendurch immer wieder für ein Schmunzeln.“ Der Einsatz der musikalischen Stücke gestaltete sich für den Regisseur allerdings etwas ungewöhnlich: „Ich habe von Helge einfach eine CD mit Musik bekommen – ohne Angaben, welches Stück für welche Szene gedacht war. Ich musste dann selbst schauen, welche Musik zu welcher Stimmung und zu welcher Szene passt“.

Bei der Animation der Geschichte galt ein simpler, aber herausfordernder Grundsatz: Einfache, klare Bilder und eine stimmige Atmosphäre sollten die Witze perfekt transportieren. „Detailreiche Hintergründe und ausgefeilt animierte Figuren wird man in diesem Film nicht finden“, gibt Michael Schaack zu Protokoll. Das liegt freilich an der künstlerischen Vorlage von Walter Moers: „Walters Qualität liegt unter anderem darin, durch Weglassen viel auszudrücken, und darum galt auch bei uns, was die Grafik angeht: weniger ist mehr.“

Nach dieser Ansage wurden vor der eigentlichen Animation das Graphic Design geschaffen, Sets und Charaktere gestaltet. Beim Design war es ein gewaltiger Vorteil, dass die Filmemacher auf das Material von „Kleines Arschloch“ zurück greifen und als Anschauungsmaterial für das Team von DAS KLEINE ARSCHLOCH UND DER ALTE SACK – STERBEN IST SCHEISSE verwenden konnten. „Meine Aufgabe als Regisseur war es dann aufzupassen, dass die Zeichnungen nicht ‚überanimiert‘ oder zu detailreich wurden“, grinst Michael Schaack. „Ich war sozusagen der Streichmeister.“ Der Alte Sack erwies sich für die Character Designer übrigens als größter Spaß, weil sich sein Design durch seine vielen Falten und Beulen leicht von allen anderen Figuren abhebt.

Anschließend wurden die Model-Sheets erstellt, in denen anhand von Hilfslinien die Proportionen der Figuren definiert werden und auf die Studien der Figuren aus allen Perspektiven darstellen. Diese Sheets wurden allen Zeichnern und Animatoren in die Hand gegeben, damit Proportionen und Design der Figuren einheitlich gestaltet werden konnten. Darüber hinaus wurden aufgrund des Drehbuchs, des Set Designs und des Graphic Designs die Storyboards angefertigt. In dieser Produktionsphase arbeiteten die Zeichner bereits mit skizzierten Hintergründen und lösten die Szenen bereits in Zeichnungen auf.

Das Storyboard diente grundsätzlich als unmittelbare Vorlage für alle weiteren Produktionsschritte: Hier wurden Einstellungen festgelegt, Figuren bereits „gespielt“, und aus den Storyboard-Sequenzen die Leica Reel erstellt, für die sämtliche Storyboards abgefilmt und im Computer montiert werden. So hatte man hat bereits eine Rohfassung des Films vorliegen, anhand derer man Timing, Dialoge etc. festlegen konnte. Im Gegensatz zum Designer, der für das Aussehen der Figuren, der Hintergründe oder Requisiten verantwortlich ist und einen einheitlichen Stil festlegt arbeiteten die Storyboard-Artists bereits inszenatorisch und mit visuellem Erzählen und legten Close-ups und Kamerafahrten fest.

Neben dem Storyboard wurde unter der Leitung von Fabrizio Acquisto das „Workbook“ zusammen gestellt, ein Handbuch für Layout-Artists und Animatoren sowie die Abteilungen für Beleuchtung und Kolorierung, in dem alle wichtigen Informationen über Animation, Lichtgebung, Perspektiven, Farben, Schattierungen und Special-effects etc. festgehalten wurden – laut Acquisto „ein unverzichtbares Regelwerk für alle Fragen, die während der Produktion auftauchen können“.

Als nächster Schritt nach dem Storyboard überwachte Alexander Pierschel das Key Posing: In dieser Vorstufe der Animation wurden die Szenen bereits en detail „ausgespielt“ – bis auf Lippenbewegungen und leichte Bewegungsabläufe, die erst in der Feinanimation bestimmt wurden. Durch fünf bis dreißig Posen pro Szene kann man in dieser Produktionsphase bereits präzise erkennen, was in der entsprechenden Szene genau passiert. Beim Key Posing arbeiteten die Künstler schon mit den Tonaufnahmen, damit das acting der Figuren so detailliert wie möglich gezeichnet werden konnte. Design-Details wie Augenblinzeln oder Mundpositionen der Figuren wurden ebenso festgelegt wie no gos – zum Beispiel die Frage: Wie darf die Nase des Kleinen Arschlochs NICHT aussehen?

Nach dem Key Posing war das Color Department dafür verantwortlich, anhand der Farbpalette, die Regisseur und Art Director genau bestimmt haben, Figuren, Props und Effekte zu kolorieren. Da der Animationsfilm seit rund acht Jahren eine kameralose Kinokunst ist, wurden die Zeichnungen eingescannt und per Photoshop im Computer koloriert und montiert.

Gezeichnet wurde unter der Leitung von Michael Schaack in den Studios der Trickompany in Hamburg, bei MotionWorks in Halle, wo Co-Regisseur Konrad Weise wirkte und die Vorgaben aus Hamburg vermittelt und umgesetzt hat, sowie schließlich in China, wo große Teile der finalen Animationen entstanden. Schaack arbeitet bereits seit Jahren mit Trickfilmstudios in Asien zusammen, weil die Zeichner dort über eine immense Erfahrung und Routine verfügen und diese Zusammenarbeit letztlich kurze Produktionszeiten ermöglicht.

Auch wenn DAS KLEINE ARSCHLOCH UND DER ALTE SACK – STERBEN IST SCHEISSE mit den zwei computeranimierten Flugenten beginnt: Nicht nur aus finanziellen Gründen war von Anfang an klar, dass der Film traditionell in 2D handgezeichnet werden sollte. Schaacks erklärtes Ziel war folgendes: „Visuell so nah wie möglich an den Ideen von Walter Moers bleiben.“ Ein wenig spitzbübisch bricht er eine Lanze für den traditionellen Animationsfilm: „Wir führen die Zuschauer zurück zum klassischen Zeichentrickfilm, indem wir sie erstmal mit den computeranimierten Flugenten übertölpeln.“

A propos Flugenten: Neben Helge Schneider standen Henni Nachtsheim und Gerd Knebel bereits früh als Sprecher der beiden schrägen Vögel fest, die sich ständig zoffen. Für Schaack die perfekte Wahl: Das seit Jahren eingespielte Comedy-Duo Badesalz sorgt für das Fünkchen mehr Witz, Timing und Authentizität, das er sich für die Figuren der Flugenten vorstellte.

Für alle beteiligten Künstler bestand die größte Herausforderung bei DAS KLEINE ARSCHLOCH UND DER ALTE SACK – STERBEN IST SCHEISSE – neben dem Kampf um das Drehbuch und die Finanzierung – immer wieder in dem eigenwilligen grafischen Stil, den Walter Moers vorgegeben hatte. Für die Zeichner war es überraschend schwer, den minimalistischen Stil von Moers entsprechend umzusetzen, denn er weicht von etlichen Standards über Grafik und Detailreichtum ab, die Zeichner und Animatoren gelernt und längst verinnerlicht haben. „Es hat einige Zeit gedauert“, erinnert sich Schaack, „bis alle begriffen hatten, dass ein solcher Film nur mit den von Walter Moers vorgegebenen minimalistischen Mitteln umgesetzt werden kann.“ Und weil Animatoren stets viel und detailreich zeichnen wollen, war die größte Hürde für die Künstler, sich zurück zu nehmen und dem subtilen Minimal-Stil von Walter Moers und der Einfachheit seiner Zeichnungen gerecht zu werden.

„Der Humor und die Erzählweise von Walter Moers sind so speziell, dass eine unserer größten Schwierigkeiten darin bestand, das genau einzufangen“, erläutert auch Co-Regisseur Konrad Weise, ein erklärter Moers-Fan. „Seinen Stil mit filmischer Bildsprache zu vereinbaren war eine echte Herausforderung. Seine Posen – meist nur drei Striche mit dem Farbklecks in der Mitte – sind so auf den Punkt… das nachzuempfinden und im Film zu konservieren ist das Schwierige für uns.“ Das ist ihm und allen anderen Beteiligten freilich gelungen: „Walter Moers ist sehr glücklich mit dem Film“, sagt Michael Schaack. „Und das ist wie ein Ritterschlag für uns.“


90 Min

Die Hölle ist gar nicht mal so schlecht. Gekühlte Drinks, eine Temperatur von angenehmen 24 Grad, Dampfsaunen mit 10.000 nymphomanischen Krankenschwestern und – geschätzte! – fünf Millionen TV-Sender (inklusive eines Pornokanals vom Planeten Knarxx) sorgen dafür, dass beim Alten Sack (HELGE SCHNEIDER) keine Langeweile aufkommt. Und, hey: Solange sich die Libido wieder regt und sein Seniorenstift seinen Dienst nicht versagt, ist es für den notorisch nöligen Mann völlig in Ordnung, tot zu sein. Schließlich ist Satan auch noch sein bester Freund – obwohl er seinem Enkel zum Verwechseln ähnlich sieht…

Während es sich der Alte Sack im Fegefeuer gut gehen lässt, arbeitet das Kleine Arschloch fieberhaft daran, seinen Opa aus den Fängen des Leibhaftigen zu befreien. Nur unterbrochen von gelegentlichen Störungen seiner Eltern oder von einem schwulen Pärchen (DIRK BACH, RALPH MORGENSTERN), das in die Wohnung der dahingeschiedenen Frau Mövenpick ziehen möchte, nutzt er dubiose Klontechniken und mysteriöse magische Versuche, um den Alten Sack wieder ins Leben zu rufen. Da passt es ganz gut, dass Frau Mövenpicks Hund Peppi nun frauchenlos ist und sich das Kleine Arschloch auf seine ganz eigene Art dem unglücklichen Vierbeiner annehmen kann.

Wird das Kleine Arschloch durch seine bahnbrechenden Experimente ein Anwärter für „Jugend forscht“ oder gar den Nobelpreis sein? Kann der Alte Sack auch noch nach der 643. Nymphomanin? Was haben diese hässlichen Aliens mit Peppi vor? Und seit wann haben Flugenten eigentlich Angst vorm Fliegen? Die Antworten bekommen Sie nur im Kino: in DAS KLEINE ARSCHLOCH UND DER ALTE SACK – STERBEN IST SCHEISSE.

Notiz

Endlich stänkert er wieder. Nach zehn Jahren stürmt der frechste Flegel aller Zeiten erneut die Leinwand. Nach WM-Euphorie, Merkel-Bush-Schmusekurs und Supersommer kommt Walter Moers’ Lümmel genau zur richtigen Zeit, um auf political correctness zu pfeifen und verbal wieder gewohnt direkt und ordinär heilige Kühe zu schlachten.

Nachdem sich 1996 mehr als drei Millionen Kinozuschauer über „Kleines Arschloch“ amüsiert haben, inszenierte Michael Schaack zusammen mit Konrad Weise nach einem Drehbuch des „Kleinen Arschloch“-Erfinders Walter Moers den neuen, schreikomischen, respektlosen und politisch unkorrekten Spaß: DAS KLEINE ARSCHLOCH UND DER ALTE SACK – STERBEN IST SCHEISSE.

Produziert wurde DAS KLEINE ARSCHLOCH UND DER ALTE SACK – STERBEN IST SCHEISSE von der Senator Film Produktion („Das Wunder von Bern“, 2001) und der TFC Trickcompany („Dieter – Der Film“, 2005), die damit ihre erfolgreiche Zusammenarbeit nach „Werner – Das muss kesseln“ (1996), „Kleines Arschloch“ (1996) und „Käpt’n Blaubär – Der Film“ (1999) fortsetzen. Für die Musik zeichnet Multitalent Helge Schneider verantwortlich, der auch dem Alten Sack wieder seine unvergleichliche Stimme leiht.

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