Seth MacFarlane Exklusiv-Interview zu Ted

Bild von Jochen Becker
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Marcus Fliegel: Kennen sie die Legende vom Ursprung des Teddybären ? Angeblich hat ihn eine deutsche Firma erfunden, mit dem Namen…

Seth MacFarlane: …„Steiff“!

Marcus Fliegel: Auf englisch also „Stiff“.
In „Ted“ geht’s um einen Typen, der in der Kindheit stecken geblieben ist. Ist das vielleicht autobiographisch ?

Seth MacFarlane: Merkwürdigerweise nicht. Wenn überhaupt, dann war ich das Gegenteil. Ich war eher das Kind, dass alles beschleunigen und schnell erwachsen werden wollte, denn ich wusste immer exakt was ich machen wollte. Aber ich kenne viele Leute, die so wie Mark Wahlbergs Figur sind, die auf dem Weg zum Erwachsenwerden hängen geblieben sind.

Marcus Fliegel: Auf die Idee bin ich gekommen, weil der Film so voller Popkulturzitate aus den 80ern steckt. Ich möchte das für die Zuschauer nicht spoilern, aber es sind eine Menge. Gibt es irgendwelche ihrer Kindheitsidole, die sie nicht unterbringen konnten ?

Seth MacFarlane: Nicht dass ich… Alle Ideen, die wir hatten sind auch im Film gelandet. Eine der größten für mich war Patrick Stewart als Erzähler. Bei ihm hatte ich wirklich gehofft, dass wir es hinkriegen.

Marcus Fliegel: Ich war etwas überrascht, Mark Wahlberg im Film zu sehen. In letzter Zeit machte er eher den Eindruck, er würde gerne reifer und verantwortungsvoller erscheinen, und nun macht er in einem eher albernen Film mit. Wie haben sie ihn überzeugt mitzumachen ?

Seth MacFarlane: Wir haben beide denselben Agenten und der kann sehr überzeugend sein. Er setzte ein Treffen an, wir gingen essen und haben uns sofort verstanden, wir waren auf einer Wellenlänge. Er ist ein sehr ruhiger Typ, genauso wie ich. Es war von Anfang an eine sehr bequeme, leichte Beziehung mit viel gegenseitigem Respekt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals eine glattere, pflegeleichtere Erfahrung mit irgendwem gemacht habe. Und er war in meinen Augen perfekt für die Rolle, weil er es so glaubwürdig spielen konnte. Lustig, aber echt. So musste es sein, damit der Bär funktioniert. Es reichte schon, dass es ein sprechender Teddybär war. Er sollte nicht auch noch comichaft und überzogen sein. Und Mark´s Einstellung und Darstellung ist extrem selbstlos. Ihm geht es immer um den Film, und nicht darum selbst gut auszusehen. Das ist für einen Schauspieler sehr selten und es zeigt wie klug er wirklich ist.

Marcus Fliegel: Er sieht wirklich nicht in jeder Szene des Films gut aus. Sie haben ihn sogar dazu gebracht zu singen und zu tanzen, was er sonst vermeidet. Wie haben sie ihn dazu gebracht ?

Seth MacFarlane: Selbst Dinge die er hasst, macht Mark wenn es zum Wohl des Films ist. Ihm geht es um das Gesamtbild. Dafür verdrängt er sein eigenes Unwohlsein immer wieder. Er ist einfach ein toller Typ und hat sich nie über irgendwas beschwert. Er tanzt nicht gerne, aber er tanzt toll. Er sagt er singt nicht gerne aber er hat sich gut geschlagen mit einem Lied, dass er gerade erst gelernt hatte. Er ist ein sehr bescheidenr Typ.

Marcus Fliegel: Der Film ist ein Riesenerfolg in den USA, obwohl er eine strenge Jugendfreigabe („Rated R“) hat. Konnten sie irgendwas im Kino tun, was in ihren Fernsehshows nicht ging oder gab es da Grenzen ?

Seth MacFarlane: Es gibt da einige inhaltliche Dinge, die man im Fernsehen nicht machen kann,die aber bei einer R-Rated-Komödie möglich sind. Der Trick ist, wie man sich selbst kontrolliert. Beim Fernsehen hat man die FCC(-Behörde) die einem vorschreibt: „Das und das kannst du nicht sagen.“

Bei einem Film mit R-Rating ist es Sache der Autoren und Regisseurs, die Entscheidung zu treffen. Das macht es oft sehr viel schwerer, weil man alles drinlassen möchte. In der ersten Schnittfassung hatten wir viel häufiger das Wort „fuck“ als in der aktuellen Version. Wir fanden aber einfach, dass es zu viel war und von der Niedlichkeit der Geschichte ablenkt. Darum haben wir das selbst eingeschränkt.

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