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"Babylon – Rausch der Ekstase": Filmkritik zu Damien Chazelles nächstem Blockbuster
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"Babylon – Rausch der Ekstase": Filmkritik zu Damien Chazelles nächstem Blockbuster

Bild von Nils Zehnder
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Damien Chazelles neuer Film „Babylon“ wurde von vielen Kritikern zerrissen. Zum Heimkinostart des Films verraten wir euch, warum der Film aber dennoch einen Blick wert sein kann.

Die Erwartungen an Damien Chazelles nächsten großen Kinofilm waren enorm groß – rückblickend gesehen definitiv zu groß. Aber das ist auch kein Wunder, schließlich brachte er mit „Whiplash“ und „La La Land“ zwei Filme heraus, die sich direkt zu modernen Klassikern etablierten und in den Erscheinungen der letzten Jahre ihresgleichen suchten.

Als dann angekündigt wurde, Chazelle würde sich mit „Babylon“ der goldenen Zeit von Hollywood annehmen, war der Hype riesig. Denn was sieht Hollywood lieber als eine Lobpreisung der (vermeintlich) besten Zeit des Filmschaffens. Damit reiht sich Chazelle in die Reihe großer Filmemacher ein, die sich dem Thema bereits ausgiebig gewidmet haben, wie etwa Quentin Tarantino mit „Once Upon A Time In Hollywood“ oder die Coen-Brüder mit „Hail, Caesar!“.

Sex, Partys und Elefanten

In „Babylon“ finden wir uns in den späten 1920ern in Kalifornien wider. Die Filmkunst ist nicht nur ein Nischendasein, sondern inzwischen beim ganz großen Publikum angekommen. Das große Geld und der amerikanische Traum ziehen viele hoffnungsvolle Schauspieler und Schauspielerinnen nach Hollywood. Zu ihnen gehört auch die von Margot Robbie gespielte Nellie LaRoy. Eine Filmrolle oder einen Vertrag hat sie bisher nicht, aber als Star sieht sie sich durchaus. Mit ihrer Selbstsicherheit versucht sie sich auf eine ausufernde Party einzuschleusen und stößt dabei auf Manny Torres (Diego Calva).

Er schlägt sich selbst nur mit kleinen Jobs rum, wie beispielsweise dem, für die Party einen riesigen Elefanten anzukarren. Doch er hat schon Zugang zur Party und sieht in Nellie etwas besonderes und gewährt ihr Eintritt. Ebenfalls zu Gast auf der Party ist Jack Conrad (Brad Pritt), einer der ganz großen Stars der Filmwelt.

„Babylon“ wurde schon weit vor dem Kinostart als großer Kandidat für die diesjährigen Oscars gehandelt. Als dann die ersten Kritiken eintrudelten, war schnell klar, dass daraus wohl nichts werden würde. Denn „Babylon“ widmet sich zwar der bei Kritikern so beliebten Zeit von Hollywood, porträtiert sie aber bei Weitem nicht so romantisch. Schon zu Beginn des Films schreckt Damien Chazelle nicht davor zurück, alle Register des Pipi-Kacka-Humors zu ziehen.

Hollywood nicht nur Traumfabrik

Auch wird Hollywood nicht als die perfekte Traumfabrik gezeigt. Stattdessen bekommen wir ein gnadenloses Bild voller absurder Partys, Exzessen und dem Auf und Ab der Showwelt. „Babylon“ macht uns an vielen Stellen klar, dass die sonnige Zeit des Schauspielens zwar eine rasante sein kann, gleichzeitig ist der Fall von eben jenem Podest aber umso drastischer.

Damien Chazelles neuer Film lebt von all diesen Extremen, tritt sie allerdings auch aus. Anders als beispielsweise bei „Hail, Caesar!“ von den Coen-Brüdern werden die Absurditäten bis zum wortwörtlichen Erbrechen auserzählt. Das fällt vor allem daher störend auf, da der Film sonst so schnell geschnitten ist.

Es ist auf jeden Fall spürbar, dass Chazelle bei „Babylon“ viele Freiheiten genossen haben muss. Das ist nach seinen bisherigen Erfolgen auch durchaus verständlich, dem Film hätte es aber sicherlich gutgetan, wenn man ihn nochmal um 20 Minuten gekürzt hätte. An vielen Stellen merkt man die drei Stunden Laufzeit zu sehr und man fühlt sich vielmehr gefangen im „Rausch der Ekstase“.

Fazit:

„Babylon – Im Rausch der Ekstase“ ist keinesfalls so schlecht, wie man es bei den weltweiten Kritiken meinen könnte. Es ist zwar Damien Chazelles schlechtester Film, er ordnet sich aber auch gut in die Reihe anderer Filme rund um die goldene Ära von Hollywood ein. Nebst unzähligen Referenzen und Handlungsparallelen zu Klassikern wie „Singin‘ in the Rain“ ist „Babylon“ vor allem ein wilder Ritt durch den Umbruch zwischen Stumm- und Tonfilm und der Vergänglichkeit der Filmwelt. Vor allem die musikalische Untermalung des Stamm-Komponisten Justin Hurwitz geleitet wieder stark durch die drei Stunden Hollywood-Epos.

„Babylon – Im Rausch der Ekstase“ erscheint am 6. April 2023 im Heimkino.

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